Selbstverteidigung, Kampfkunst, Kampfsport – Gibt es da Unterschiede?
Das Thema Selbstverteidigung bietet viel Raum für Missverständnisse und schlechte Konzepte.
Viele Schulen werben damit Selbstverteidigung zu unterrichten. Sie beziehen ihre technischen und methodischen Wurzeln aus KAMPFKÜNSTEN. Kampfkünste, die z.B. im antiken Japan mit dem Ethos der Samurai für das Schlachtfeld entwickelt wurden. Teilweise beziehen sich deren Selbstverteidigungsprogramme auch auf KAMPFKÜNSTE, die sich zu KAMPFSPORTARTEN entwickelt haben.
Viele dieser Sportarten sind heute olympisch bzw. haben ein hohes Maß an Fairness in ihre DNA eingesaugt. Manche Street Defense Programme ziehen ihre Grundannahmen zur Selbstverteidigung gar aus unterschiedlichen Kampfkünsten. Allzu oft sind da immer noch die großen Namen wie Karate, Aikido und Judo zu nennen. Dort vermittelte Techniken wurden vor langer Zeit im Dojo (japanisch: Ort an dem Budo, der Weg des Kämpfens gelehrt wird) ersonnen. Häufig lehren solche „Selbstverteidigungs“-programme Techniken für „alle möglichen Situationen“ in denen du angegriffen werden könntest – und vermitteln so SUBJEKTIVE SICHERHEIT. Ihre Techniken wirst du aber extrem selten auf der Aufzeichnung einer Überwachungskamera in einer echten Situation funktionieren sehen.
Und falls doch zeigen die Kommentare, dass dort ein langjähriger Sportler oder Meister der jeweiligen Kunst angegriffen wurde. Und nach mehr als 1000 Wiederholungen ist man auch mit der seltsamsten Technik schnell und überraschend. Einiges was man in den klassischen Künsten lernt ist in der Selbstverteidigung zu gebrauchen – der größte Teil aber leider nicht. Ich schreibe das als ehemaliger klassischer Ju-Jutsuka aus eigener Erfahrung.
Diese „Selbstverteidigungssysteme“ gehen schlicht von zu vielen und häufig leider auch von den falschen Grundannahmen aus. Selbstverteidigung findet in der Regel dort statt, wo Deeskalation nicht mehr möglich und Fairness ein Fremdwort ist
(Stichworte: Überraschungsmoment; Überlegene oder mehrere Gegner; Waffen oder gefährliche Gegenstände).
Ein weiteres Missverständnis in der „Welt der Selbstverteidigung“ entstand mit der steigenden Popularität von Mixed Martial Arts (MMA). Zu deutsch: Gemischte Kriegskünste. MMA vermitteln Techniken, die hocheffizient sind. Aber es sind Techniken, die sich in einem ultra harten KampfSPORT IM RING bewiesen haben... um dann von findigen Marketingmenschen als SELBSTVERTEIDIGUNG verkauft zu werden.
Entschuldigung, damit keine Missverständnisse aufkommen: Menschen, die solch einen Sport betreiben sind sehr leidensfähig und sind bestimmt sehr hart. Und sie haben meinen tiefsten Respekt. Aber nur weil ihr keinen Gi tragt und neben Würfen auch sehr gut schlagen und treten könnt wird es nicht automatisch zur Selbstverteidigung. Bodenkampf empfiehlt sich bei mehreren Gegnern oder wenn ich mein Kind dabei habe einfach nicht. Und auch in diesem SPORT gibt es Techniken die nicht erlaubt sind, weil sie langfristig zu große Schäden verursachen. Diese könnten aber in einer echten SV-Situation vielleicht passen. Denn sonst könnte man häufiger mal im Käfig sehen wie jemand den Gegner am Kehlkopf packt und ihm einen Kopfstoß gibt.
Kurz gesagt: MMA unterrichten KÄMPFEN. Ihre Ziele, Prinzipien, Taktiken unterscheiden sich elementar von Selbstverteidigung.
Sicherlich werden mir etliche Leser:innen jetzt widersprechen... Aber dir werden ermittelnde Polizeibeamte, Staatsanwälte und Richter da widersprechen, wo der Angreifer nach einem Wurf am Boden liegt und etliche Ellenbogen zum Kopf kassiert (vgl. Definition von „Ground and Pound“ unter https://www.welovemma.de/blog/2016/10/06/ground-and-pound/). Wahr ist, dass die meisten physischen Konflikte mit einfachsten Mitteln vermieden werden können. Und in Notaufnahmen und Gerichtssälen triffst du immer wieder mit Menschen, die davon ausgingen, dass sie im Recht waren.
Dennoch hat ein gutes Sparring (Freikampftraining) wie im MMA-Training einen zentralen Wert für das Selbstverteidigungstraining. Denn es ist eine glatte Lüge, wenn dir dein Selbstverteidigungstrainer*in vermittelt, dass Größe, Stärke, Aggression und Geschlecht keine Rolle spielen, solange deine Technik gut ist. Das ist, freundlich gesagt Unsinn.
Trainiere Körper und Geist hart und du wirst einen brutalen Kriminellen auf Tilidin vielleicht überwinden. Aber die Erfahrung zeigt, dass Gewalttäter Gewalt oft besser beherrschen als die Verteidiger. DAS gilt es im SV Training zu beherzigen und unsere Wissenslücken zu schließen.
Unser Ultimate Krav Maga verbindet dazu defensive Taktiken, Stresstraining mit effektiven Techniken aus sportlichen und nicht sportlichen Kampfsystemen z.B. Eskrima, Arnis, Kali und philippinischem Dirty-Boxing. Die Sportmethodik „klauen“ wir trotzdem gerne aus der Welt moderner MMA und nutzen Kickboxen, Luta Livre und JuJutsu. Statt Einzeltechniken unterrichten wir lieber Hochstress gültige Prinzipien. Das erscheint uns besser als Choreographien die im Überlebensstress verloren gehen, weil dann nur noch der kleinste Teil deines Gehirns funktioniert.
Wir trainieren immer mit Bezug zu deiner individuellen Lebenssituation und deinen Fähigkeiten. Und spezielle Szenarien findest du bei uns auch immer wieder in unseren (Kurz-)Seminaren.